Sie nennt sich in
Niederösterreich Lainsitz, in Böhmen Lužnice. Ihr Geburtsort liegt am
Westhang des Eichelberges bei Karlstift, in einer Gegend, die man das Dach
des Waldviertels nennen könnte. Die einzigen Geburtszeugen sind einige über
Tausend Meter hohe Berge diesseits und jenseits der
österreichisch-tschechischen Grenze: Eichelberg, Tischberg, Ahornstein bzw.
Kamenec und Myslivna. Das junge Bächlein stürzt sich auf nicht ganz zwei
Kilometern mehr als 150m in die Tiefe, geradewegs nach Westen, Richtung
Böhmen. Es versteckt sich anfangs im dichten Unterholz, unter riesigen
Farnbuschen, im Jungwald, erst vor der Grenze tritt der Bach hervor. Kein
Haus, keine Hütte säumt seinen Weg. Vielleicht dass die Lainsitz von ein
paar Holzhackern oder von vereinzelten Wanderern hier die ersten Worte
Waldviertlerisch hört.
Die nächsten fünf Kilometer folgt die Lužnice der Grenze auf böhmischer
Seite Richtung Norden, in einem mehr als 250 Meter eingeschnittenen Tal, der
Wald ist ihre einzige Gesellschaft. Nur einmal staut man sie zu einem
kleinen Teich, und dort werden manchmal Menschen vorbeikommen und das
Bächlein wird das erste Mal die Melodie der tschechischen Sprache hören.
Vor Joachimstal schwenkt die Lainsitz plötzlich und jäh nach Osten, um die
nächsten 40 Kilometer noch einmal in Österreich zu verbringen, die
Berggruppe an der Grenze rund um Nebelstein und Vysoká rechts umschlingend.
Fischbach, Angelbach, Steinbach sind ihre nächsten Dörfer bzw. Zuflüsse. Auf
dieser Strecke standen und stehen die ersten Mühlen, in denen sie ihre
ersten Arbeiten für die Menschen leisten muss.
In Steinbach lenkt sie nach Norden, um dann nach Oberlainsitz und Lainsitz
(d. i. St. Martin) zu kommen, zu den Siedlungen, denen sie ihren Namen gab.
In St. Martin steht die erste Kirche an ihrem Lauf. Weitra ist die erste
Stadt an der Lainsitz, ebenso alt und ebenso kuenringisch wie St. Martin und
das ganze Tal bis hinunter nach Gmünd, der zweiten Stadt an ihrem Ufer.
Kurz nach Gmünd bei Breitensee geht sie endgültig nach Böhmen, um dort
wieder als Lužnice die längste Strecke ihres Lebens zu verbringen. Etwa 150
Kilometer sind es noch bis zu ihrer Mündung in die Moldau.
Ein grober Steppstich führt das blaue Band der Lainsitz von Niederösterreich
nach Böhmen, zurück nach Niederösterreich, umschlingt Wachberg, Nebelstein
und Mandlstein und vernäht den Faden dann wieder tief hinein nach Böhmen.
Die Lainsitz führt in beiden Ländern annähernd denselben Namen, sie ist
genauso niederösterreichisch wie böhmisch. Sie spricht genauso Deutsch wie
Tschechisch, sie wird von den einen genauso geliebt, wie von den anderen.
Jetzt ist der eiserne Vorhang gefallen, jetzt schauen wir uns erstmals die
Lainsitz dort an, wo sie Lužnice heißt! Und ihr, ihr lieben Böhm' : Wenn ihr eure Lužnice kennen wollt, dann müsst ihr auch ihre Seite als Lainsitz gesehen
haben! ->
Österreichischer Lainsitzursprung
-> Tschechischer Lainsitzurspung
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Bilder von ihrem
Ursprung bis zur Grenzpassage

Der Wald

Die Quelle

Unter Farnbuschen...

...und Jungwald

Zaghaftes Hervorblinzeln

Auf halber Strecke

Schon selbstbewußt

Unbekümmert vorbei

Blick zurück

Von Österreich...

...nach Böhmen! |